Unser Pfarrer blickt auf die 40 Jahre als Priester zurück
Seit 40 Jahren im Weinberg des Herrn tätig
Pfarrer Augustin Sperl feiert morgen sein 40jähriges Priesterjubiläum – Die Feier der Eucharistie liegt ihm sehr am Herzen
Morgen Sonntag, auf den Tag genau vor 40 Jahren, wurde Pfarrer BGR Augustin Sperl im Hohen Dom zu Regensburg von Bischof Rudolf Graber, zusammen mit weiteren 16 Kurskollegen, zum Priester geweiht. Eine Woche später konnte er in seiner Heimat Niedernkirchen im Rott-Tal die feierliche Primiz begehen.
Danach führte den jungen Geistlichen sein Weg in die Pfarreien „Maria Himmelfahrt“ in Deggendorf (1979 – 1981) und Furth im Wald (1981 - Januar 1984). Mit gerade mal 31 Jahren wurde Pfarrer Sperl schließlich im Februar 1984 die Verantwortung für die Pfarrgemeinde Blaibach übertragen, nachdem der langjährige Pfarrer Ferdinand Köstler verstorben war. Neben dem Amt des Dekans für das Dekanat Kötzting, welches er von September 1996 bis Januar 2016 fast 20 Jahre bekleidete, wurde Pfarrer Sperl schließlich im September 2001 auch die Sorge für die Pfarrgemeinde Miltach übertragen. Jetzt, nach 40 Jahren im Weinberg des Herrn, gilt es, Dank zu sagen, was mit einem feierlichen Gottesdienst und einem Empfang in den beiden Regentalgemeinden Miltach und Blaibach gefeiert wird. In Miltach, morgen Sonntag im Rahmen des Fronleichnamsfestes und in Blaibach dann am Sonntag, 14. Juli.
Ein paart Tage vor seinem Jubiläum hat Pfarrer Sperl uns ein paar Fragen beantwortet, in denen er durchaus auch ganz persönliche Aspekte anspricht.
Redaktion: Was hat Sie in jungen Jahren dazu bewegt, zu studieren und sich für das Priesteramt zu entscheiden?
Pfarrer Sperl: Auf diese Frage antworte ich aus tiefer Überzeugung: Priester wird ein Mensch nicht, weil er es will, sondern weil es Ereignisse und Personen gibt, die den Weg dafür bereiten und begleiten. In diesen Ereignissen und Personen sehe ich auch Gottes gute Fügung am Werk. Es ist ein wenig zum Schmunzeln und durchaus humorvoll: Mein Leben und damit später schließlich dann auch mein Priesteramt verdanke ich eigentlich einer „Entlassung aus dem Kloster“.
Meine Mutter, die Tochter eines Bauern aus dem Rott-Tal, war als junge Frau in ein Missionskloster bei Passau eingetreten. Sie wurde aber bald wieder aus gesundheitlichen Gründen heimgeschickt, mit der Begründung „für die Mission ungeeignet“.
Nahe Verwandte meiner Mutter waren zu der Zeit im Dienst der Kirche als Weltpriester (Pfarrer), Ordensgeistlicher und zwei Klosterschwestern. Schließlich sorgte dann der „geistliche Onkel“ dafür, dass der „Bub“ seiner Nichte (also ich) ins bischöfliche Seminar nach Straubing kam.
Auch später gab es Ereignisse, die den Weg zum Abitur und dann zum Studium ermöglicht haben. Ein kirchliches Internat war in den 60er Jahren mit spürbaren Kosten verbunden, da war die Einführung des BAFöG (1969) eine große Erleichterung für meine Mutter, die zu diesem Zeitpunkt schon Witwe war. Entgegen dem Rat und dem Verlangen der Verwandtschaft blieb ich darum im Internat.
Beim Eintritt in das Priesterseminar 1973 waren wir 34 Kandidaten. 17 davon wurden 1979 zu Priestern geweiht. Das hat mir später die Erkenntnis geschenkt: Es zählt die Bereitschaft eines jungen Menschen, aber mehr noch zählt der Wille des Herrn. Ein Mensch kommt dorthin, wo Gott ihn haben will.
Redaktion: Was sind die wichtigsten und bedeutendsten Ereignisse für Sie in den beiden Pfarrgemeinden Miltach und Blaibach bisher gewesen?
Pfarrer Sperl: Zunächst einmal die Tatsache meiner Bestellung als Pfarrer für Blaibach im Februar 1984. Der Generalvikar war gegen meine „Bewerbung“ (die Begründung: zu jung, zu unerfahren), die Ordinariatskonferenz jedoch war dafür. So bin ich damals mit 31 Jahren der „jüngste Pfarrer im Bistum Regensburg“ geworden.
Bei den bedeutenden Ereignissen möchte ich unterscheiden zwischen Blaibach und Miltach. Von Februar 1984 bis Ende August 2001 war ich „nur“ für die Pfarrei Blaibach zuständig. Zu den eher „weltlichen Aufgaben“ eines Pfarrers zählen Baumaßnahmen, die aber auch ihre Auswirkungen auf eine Pfarrei und Gemeinde haben. |
So wurde 1984/85 nach 95 Jahren Bestehen der Pfarrhof Blaibach gründlich renoviert und modernisiert. Das sog. „Jugendheim“, ein für die Pfarrei viel zu großes und mit Baumängeln belastetes Gebäude, wurde auf Drängen des Bistums durch einen zweckmäßigen und zeitgemäßen Neubau ersetzt. Die geplante und dann von Regensburg abgelehnte Renovierung des Jugendheimes hätten 1,8 Millionen DM gekostet. Der Neubau dagegen 980.000 DM. 1992/93 folgt eine Innenrenovierung der Kirche, da sich hier deutliche Risse im Mauerwerk und in den Deckengewölben auftun.
Ein Pfarrer aber ist mehr als nur ein Bauherr. Er ist vor allem der Seelsorger für die ihm anvertraute Gemeinde. In den 80er und 90er Jahren betrug die Zahl der Katholiken in Blaibach ca. 1900 Gläubige. Einer Zahl von ca. 20 Beerdigungen standen ebenso viele Taufen gegenüber. Gegenwärtig hat Blaibach noch 1700 Katholiken.
Im Juni 1996 wurde ich dann von den Mitbrüdern aus den damaligen Dekanat Kötzting zum Dekan gewählt und von Bischof Manfred Müller in diesem Amt bestätigt und von Domkapitular Grabmeier im September 1996 ins Amt eingeführt. Mit der Reform der Dekanate (ab 2001) kam es auch zu einer Neugliederung der Pfarreien im Dekanat. Ab 1. September 2001 hat mir Bischof Manfred Müller das Amt des Pfarradministrators für Miltach übertragen und damit im Dekanat die erste „Seelsorgeeinheit, heute Pfarreiengemeinschaft“ verwirklicht.
Auch in Miltach wurden wiederum Baumaßnahmen verwirklicht. Der Neubau eines Pfarrheimes (2002 – 2004). Die Innen- und Außenrenovierung der Kirche (2011/ 2014-2016).
Wichtig in all den Jahren war mir aber vor allem die Seelsorge. Darum habe ich seit der Zusammenlegung beide Gemeinden gleichbehandelt, im Hinblick auf die Zahl der Sonntaggottesdienste und Hochfeste. Persönlich für mich ein besonders freudiges Ereignis war die Primiz von Jürgen Josef Eckl 2011 in Miltach, den ich auf seinem Weg zum Priesteramt begleiten und beistehen durfte.
Der Bau des Konzerthauses in Blaibach hat ab dem Jahr 2012 Monate lang die Gemüter und Seelen der Bürger bewegt. Es war mein Bemühen und Wunsch, zu einem „versöhnten Miteinander“ beizutragen.
Redaktion: Was schätzen Sie besonders in den beiden Pfarrgemeinden, in denen sie wirken durften und dürfen?
Pfarrer Sperl: Es gibt nach wie vor in beiden Gemeinden zahlreiche Personen, die durch ihre Mitarbeit in den kirchlichen und weltlichen Vereinen, im Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung, mich als Priester unterstützen und die Seelsorge mittragen. Das Pfarrleben ist von gegenseitigem Respekt und partnerschaftlicher Zusammenarbeit geprägt. |
Viele Veranstaltungen wären ohne das intensive und große Engagement einzelner Personen nicht möglich.
In Miltach nimmt das Patrozinium mit dem Martiniritt und der eucharistischen Prozession eine besondere Bedeutung ein und führt am Festtag die ganze Gemeinde zusammen.
Seit 2003 werde ich durch einen pastoralen Mitarbeiter, Gemeindereferent Franz Strigl, unterstützt. Seine Arbeit ist eine große Bereicherung für beide Gemeinden, auf die ich nicht verzichten möchte. Obwohl die „Ehe“ zwischen den beiden Pfarrgemeinden „St. Elisabeth“ und „St. Martin“ von oben verordnet wurde, kam es nie zu Spannungen oder Rivalitäten.
Redaktion: Wie sehen Sie die Situation der Kirche in der heutigen Zeit und im Vergleich zu früher? Insgesamt und konkret auch vor Ort in Miltach und Blaibach.
Pfarrer Sperl: Die ganze Gesellschaft und damit auch die Kirche befinden sich in einem spürbaren Umbruch und Wandel. Dazu zählt auch die Akzeptanz von Parteien, Gruppierungen und Lebensformen durch die Menschen. Für viele stellt die Kirche nur noch eine „Gruppe“ unter vielen anderen dar. Religion ist vielfach zur Privatsache geworden. Das spiegelt sich im deutlichen Rückgang der Gottesdienstbesucher und in der Wertschätzung anderer Sakramente wider. Das lässt sich nicht schönreden und das beschäftigt natürlich auch einen Priester, wie mich.
Menschen, die jetzt zum Gottesdienst kommen, tun dies aus Überzeugung und Liebe, nicht aus Pflicht oder Tradition. Für sie ist die Feier und der Empfang der Eucharistie eine echte „Lebenshilfe“. Manche Gläubige bringen das im Gespräch auch zum Ausdruck. Das ist eine Ermutigung für mich, aber genauso die Tatsache, dass öfters Gottesdienstmitfeiernde sich eine Predigt in schriftlicher Form erbitten, weil sie ihnen „gutgetan hat“
Redaktion: Was hätten Sie, im Rückblick, vielleicht anders gemacht, als es bisher gelaufen ist?
Pfarrer Sperl: Mit meinem Leben und mit meinem Beruf bin ich sehr zufrieden. Insofern habe ich mir diese Frage bisher nie intensiv gestellt. Ich bin der Überzeugung, dass es in den Pfarrgemeinden Blaibach und Miltach manche „Einrichtung“ nicht gäbe, wenn ich z. B. in eine andere Pfarrei weggegangen wäre. Insofern ist es gut, wie es gekommen ist.
Redaktion: Was denken Sie, wenn Sie in die Zukunft blicken. Welche Aufgaben möchten sie noch anpacken?
Pfarrer Sperl: Ein Pfarrer darf mit 70 Jahren in „Pension“ gehen. Ich werde im August 66 Jahre alt. Das heißt es bleiben noch ein paar Jahre im Dienst für beide Gemeinden. Gemäß der pastoralen Planung des Bistums, die bereits 2001 erstellt wurde, ist eine große „Seelsorgeeinheit“ aus den bisherigen Pfarreien Blaibach, Miltach, Harrling-Zandt-Altrandsberg geplant. Es wird Veränderungen geben, mit denen wir uns erst vertraut machen müssen. Engagierten Laien wird die Aufgabe zufallen, liturgische Feiern zu leiten und zu halten, wo eine Eucharistiefeier im gewohnten Umfang nicht mehr möglich ist.
Redaktion: Welche Aufgaben möchten sie noch anpacken? Pfarrer Sperl: In Blaibach hat im Mai die vom Bistum genehmigte Renovierung bzw. die Sanierung der Pfarrkirche begonnen. Bei dieser denkmalgeschützten Kirche geht es vor allem darum, eine erhebliche Belastung durch diverse Schadstoffe (unter anderem Schimmelpilz) zu beseitigen und das „Denkmal“ mit einer zeitgemäßen Infrastruktur zu versehen. Das Gotteshaus in Blaibach liegt mir sehr am Herzen. |
Redaktion: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Pfarrer Sperl: Ein Wunsch, den ich mit vielen andern Menschen teile: Dass mir der Herrgott Gesundheit schenken möge, damit ich diesen Aufgaben gerecht werden kann. Frieden in den Familien der beiden Pfarrgemeinden. Und vor allem Menschen, die auch in schwierigen Zeiten in Treue zu Jesus Christus, seiner Kirche und den von ihm Berufenen stehen.
Text u. Bilder: Christian Röhrl, Miltach
Augustin Sperl, Blaibach
Bild zur Meldung: Jubiläum Sperl 2019