Heilige Elisabeth von Thüringen
Elisabeth, die Landgräfin von Thüringen, wird mit Recht als eine der größten deutschen Heiligen verehrt. Ihr Leben hat nicht lange gewährt, aber was sie gewirkt hat, ist unvergessen. Geboren 1207 auf der Burg Sârospatak in Ungarn als Tochter des Ungarnkönigs Andreas II. und seiner ersten Gemahlin Gertrud von Andechs, einer Schwester der hl. Hedwig , wurde sie mit vier Jahren dem elfjährigen Sohn des Landgrafen von Thüringen, Ludwig, verlobt und zur gemeinsamen Erziehung auf die Wartburg gebracht.
Elisabeth war ein übermütiges, strahlend vergnügtes Kind, ihr ungarisches Temperament riss ihre Spielgefährten mit, ihre bestrickende Liebenswürdigkeit bezauberte die Hofgesellschaft. Früh jedoch schon trafen sie persönliche Schicksalsschläge: 1215 wurde ihre Mutter ermordet, 1215 starb Landgraf Hermann, ihr väterlicher Beschützer im fremden Land.
Das tiefinnerlich veranlagte Kind wurde immer ernster. Es beobachtete mit wachen Sinnen den krassen Unterschied zwischen dem Luxus und der Verschwendung auf der Burg und der Armut, die drunten im Land beim einfachen Volk herrschte. Sie erkannte, dass ein solcher Gegensatz zwischen Reichtum und Elend den Grundgeboten Gottes widersprechen müsse. Und dieser Gedanke ließ Elisabeth ihr ganzes Leben lang nicht mehr los. Soweit das möglich war, trug die zukünftige Landesherrin bescheidene Kleider und ging ohne Schmuck zum Gottesdienst. Wo sie nur konnte, milderte sie die Not der Armen.
Es erhoben sich Stimmen gegen die Fremde. Man warf ihr vor, sie eigne sich zu einer Dienstmagd oder bigotten Nonne, aber nicht zu einer deutschen Fürstin. Nur Ludwig hielt zu ihr und drängte auf baldige Vermählung. Elisabeth war fünfzehn Jahre alt, als sie mit ihm getraut wurde. Sie war dem Gatten in tiefer Liebe zugetan und schenkte ihm vier Kinder. Ihr Einfluss auf ihren Gemahl wirkte sich sogleich aus. Das verschwenderische Treiben fand ein Ende. Ludwig erlaubte seiner frommen Gattin Elisabeth, Armen und Kranken beizustehen, auch legte er ihren Bußübungen, Nachtwachen und Fasten nichts in den Weg. ja, sie erreichte von ihm mancherlei Verbesserungen, wodurch das Los ihrer Untertanen erleichtert wurde. Sie selbst pflegte Aussätzige und nahm sich der zahlreichen Waisenkinder an.
In der Hungersnot des Jahres 1225 öffnete sie die eigenen Kornkammern und verteilte die Vorräte an die Armen. Ihre Mildtätigkeit ging so weit, dass die Versorgung der Burg ernstlich gefährdet wurde, so dass Ludwig ihr Einhalt gebieten musste. Immer mehr wurde sie ein Ärgernis für die so ganz anders eingestellten Hofleute.
Jetzt trat Konrad von Marburg, der gestrenge Predigermönch, in ihr Leben. 1227 schloss sich Ludwig, von ihm aufgerufen, dem Kreuzzuge Friedrichs II. an, wenige Monate später traf die Nachricht von seinem Tode ein. Elisabeth stand allein. Ihre Feinde triumphierten. Aller Hass gegen die Landgräfin brach hervor, als Ludwigs jüngerer Bruder Heinrich die Herrschaft übernahm. Man entzog der Wehrlosen ihre Witwengüter. Mitten im Winter musste sie die Burg verlassen. Nun selber dem äußersten Elend preisgegeben, klopfte sie zusammen mit ihren Kindern an jede Tür. Nirgends fand sie Aufnahme, denn Heinrich drohte allen mit seiner Rache, die Elisabeth aufnehmen würden.
Inzwischen hörten ihre Verwandten von ihrem Elend, und ihr Onkel Egbert, Bischof von Bamberg, holte sie zu sich. Um sie vor ihren Feinden zu retten, bemühte er sich, sie zu einer zweiten Ehe zu bewegen, aber sie, die sich längst in ihrem Herzen der Nachfolge Christi geweiht hatte, lehnte ab. Sie wollte den Weg der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams gehen. Ihr Beichtvater Konrad von Marburg verweigerte ihr aber die ersehnte Aufnahme als Franziskanerin. Gemeinsam zogen sie nach Marburg. Dort wurde Elisabeth Mitglied des dritten Ordens.
Der harte Inquisitor Konrad verlangte, dass sie ihren Kindern und Verwandten entsagte und nahm ihr zu ihrem Schmerz auch die beiden getreuen Mägde, die mit ihr in die Verbannung gezogen waren. Unter seinem Einfluß erwachte immer stärker das mystische Leben der mittelalterlichen Heiligen in Elisabeth. Sie geißelte ihren Leib, immer gesteigertere Bußen und Fasten legte sie sich auf. Visionen und Verzückungen wurden ihr geschenkt. Nachdem ihre Verwandtschaft einen Teil ihrer Güter für sie zurückgewonnen hatte, gründete Elisabeth 1228/29 in Marburg das Franziskus-Hospital und widmete sich hier ohne Rücksicht auf ihre rasch- verfallenden Kräfte ganz der Kranken- und Armenpflege. Heiteren Gemüts sah sie ihrem Tod entgegen.
Sie starb am 17. November 1251 mit vierundzwanzig Jahren. Bald ereigneten sich an ihrem Grab viele Wunder. Schon vier Jahre nach ihrem frühen Tod wurde sie von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Von den zahlreichen Votivgaben und großherzigen Spenden konnte bald schon der Grundstein der berühmten Elisabethkirche zu Marburg gelegt werden, wo ihr Sarkophag eine würdige Ruhestätte fand. Am 1. Mai 1256 hatte die feierliche Erhebung der Gebeine der Heiligen in Anwesenheit von Kaiser Friedrich II. stattgefunden. Dieser stiftete eine Krone, mit der der Leichnam gekrönt wurde und einen Becher. Die Krone befindet sich heute im Stadtmuseum in Stockholm. Weitere Reliquien der Heiligen befinden sich im Elisabethkloster in Wien.
Alle Berichte über die hl. Elisabeth erzählen, mit welcher Hingabe und Furchtlosigkeit sie die Aussätzigen pflegte, die damals allgemein geächtet waren, wie fürsorglich sie sich um die Wöchnerinnen kümmerte, wie zärtlich sie mit den Kindern umging, wie sie allenthalben Trost spendete und Freude bereitete. Eines der wenigen Worte, die von ihr überliefert sind, lautet: „Ich habe euch immer gesagt, dass wir die Menschen fröhlich machen müssen.“
Darstellung: mit Krone, Almosen austeilend, Armen die Füße Waschend; Korb mit Broten und Wein Krug in der Hand; Rosen in einem Korbe oder in der Schürze, Bettler neben sich; Modell der gotischen Elisabethkirche in der Hand. Sie ist Patronin der Ordensgenossenschaften von der hl. Elisabeth, der Elisabethenvereine, der Caritas; der Bäcker, Bettler, Witwen und Waisen- und unschuldig Verfolgten
Legende
Am bekanntesten wurde die Rosenlegende: Einst ging Elisabeth wieder mit einem Tuch überdeckten Korb von der Burg herab ins Dorf. Als sie Heinrich sah, fragte er sie: „Was hast du in deinem Korb ?“ „Rosen, Herr'”, antwortete mit demütiger Miene. Ungläubig sah Heinrich selbst in den Korb und fand satt der eben eingepackten Brote unter dem Tuch lauter frisch duftende Rosen. Lächelnd ging Heinrich davon und ließ Elisabeth gewähren.
Unter allen Notleidenden standen die Aussätzigen unter ihrem besonderen Schutz. Mit besonderer Liebe pflegte sie gerade die ekelhaftesten Kranken. Sie wusch ihnen die Hände und Füße, kniete dann vor ihnen nieder und küsste ihnen voller Demut ihre Wunden und Geschwüre.
Als ihr Gatte einmal für einige Tage verreißt war, beherbergte sie sogar einen völlig verlassenen aussätzigen Knaben auf ihrem Schloss. Sie wusch ihn und salbte seine Wunden mit heilbringenden Kräuterölen und legte ihn anschließend in ihr Ehebett.
Doch überraschend kehrte der Landgraf nach Hause zurück. Sogleich führte ihn seine Mutter in das Schlafzimmer und sprach : „Hier zeige ich dir ein Wunder deiner Frau.“ Der Gatte trat ans Bett, riss die Decke weg, aber was sah er ? Statt der Knaben erblickte er das Bild der Gekreuzigten in seinem Bette liegen!
Sprachlos blieb er wie angewurzelt stehen. Zu seiner Frau, die ihm gefolgt war, sagte er demütig : „Meine liebe Frau, solche Gäste solltest du mir oft ins Bett legen! Lass dich von niemandem in der Ausübung deiner Barmherzigkeit irre machen.